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An der Essenz!

7 Fragen an Elvis Petrovic, Präsident der Solothurner Tanztage

Was sind die Solothurner Tanztage und welche Besonderheiten kennzeichnen dieses Festival?

Die Solothurner Tanztage vereinen in ihrer Essenz drei fundamentale Sphären: Sport, Kultur und Ethik. Unser Ansatz war stets weit entfernt von der simplen Inszenierung eines Festivals. Vielmehr hegte und pflegte unsere Vision seit Anbeginn die Absicht, den Tanz als Instrument zur Verwirklichung einer vielschichtigen Palette von Projekten zu nutzen.

Diese Projekte entfalten sich auf sozialer und ethischer Ebene, sei es im Rahmen des ambitionierten «Lucky Star»-Programms, das sich der künstlerischen Auseinandersetzung mit Migration widmet, oder im berührenden «Handicap»-Projekt, das Menschen mit Handicap in den Fokus rückt. Ebenso gilt dies für das «Dance for Hope»-Projekt, das jährlich ein Waisenhaus im Ausland sowohl finanziell durch Spenden unterstützt als auch durch lokale Initiativen bereichert. Über das Jahr verteilt finden darüber hinaus zahlreiche kleinere Veranstaltungen statt, um schliesslich in den beiden Hauptfestivals zu kulminieren.
Mit dem «Find your Flow Festival» haben wir in kürzester Zeit das grösste Open-Air-Tanzkunstfestival der Schweiz initiiert, dessen Einfluss auch über die Landesgrenzen hinausreicht und sich zu einem der bedeutendsten internationalen Festivals entwickelt hat. Dort war der Ansatz, die vier Elemente zu integrieren, verschiedenen Tanzcommunitys Plattformen zu bieten und Formate und Kategorien zu realisieren, die nicht nur Profitänzer*innen zugutekommen, sondern auch den Jüngsten und denen ohne Erfahrung. Unser Ziel ist es, diese Gruppen zu fördern, die Vermittlung an weiteren grossen Veranstaltungen zu ermöglichen und die nationale Community global zu vernetzen. Mittlerweile finden sogar Vorausscheidungen auf drei Kontinenten statt.

Wenngleich das Format der Solothurner Tanztage etwas kompakter ausfällt, verleihen sie diesem Umstand durch eine beispiellose Qualität Ausdruck, wobei die grosszügigsten nationalen Preisgelder vergeben werden.
Das Hauptprogramm, treffend betitelt als «The Greatest», präsentiert nicht nur die herausragendste Showcase Competition, sondern ehrt auch ausserordentliche Leistungen mit dem seit 2019 verliehenen «Breaking Award», der zugleich auch der erste nationale ist. Das «Exhibition Battle» wiederum transformiert das gewohnte Battle-Format in eine nicht vorab einstudierte Choreografie, inszeniert von namhaften Breaker*innen aus aller Welt.

Was uns jedoch von allen anderen unterscheidet, ist, dass wir viele Rückmeldungen von Teilnehmenden aus den Vorjahren einholen und ihnen die Möglichkeit geben, nicht nur das Programm mitzugestalten, sondern auch auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Dies ist das Prinzip des «One Love», das uns diese rasante Entwicklung ermöglichte, und unser Wille, etwas Einzigartiges zu kreieren. Des Weiteren haben sich mittlerweile 97 Tanzschulen, Veranstalter und Verbände angeschlossen, denen wir mit Rat und Tat zur Seite stehen und im stetigen Austausch stehen.
Mit einem extrem kleinen Jahresbudget und über 3’000 bis 3'500 Stunden ehrenamtlicher Arbeit sowie viel Herzblut und Leidenschaft war diese rasante Entwicklung möglich.

Wer macht mit, welche Künstler*innen und Gruppen nehmen teil?

An den Festivals darf jede*r teilnehmen; das war seit der Gründung die Vision. Obwohl wir als urbaner Veranstalter gelten, betrachten wir uns nicht ausschliesslich als solchen. Die Unterscheidung zwischen Urban und Zeitgenössisch ist für uns nicht relevant. Vielmehr sehen wir die Vorteile darin, dass sich die unterschiedlichsten Communitys, Altersklassen und tänzerischen Erfahrungslevel an unseren Veranstaltungen beteiligen, sich vernetzen und voneinander lernen können. Diese Idee war und ist die Grundlage der Solothurner Tanztage. Im Jahr 2023 hatten wir über 2’200 angemeldete Tänzer*innen aus 27 Ländern in Solothurn, was meiner Meinung nach alles aussagt.

Das Stadttheater Solothurn dient während einem Abend des Festivals als Austragungsort für dieses Event. Was macht unsere Spielstätte besonders geeignet dafür?

Das Stadttheater bildet das Herz unserer wunderschönen Stadt. Es ist uns eine grosse Ehre, dass wir unser jährliches Programm dort durchführen können. Dabei spielt nicht nur die Geschichte und der Charme dieses Theaters eine entscheidende Rolle, sondern vor allem das gesamte Team rund um Dieter Kägi. Man spürt förmlich die Liebe und Hingabe, mit der es geführt wird.
Was das Stadttheater Solothurn besonders geeignet macht, ist nicht nur seine geschichtsträchtige Vergangenheit und der unverwechselbare Charme, der jede*n Besucher*in in seinen Bann zieht. In den historischen Mauern des Stadttheaters Solothurn verschmelzen Tradition und zeitgenössische Kunst zu einem harmonischen Ganzen. Diese Symbiose schafft den idealen Rahmen, um die Vielfalt und Kreativität der Solothurner Tanztage in voller Pracht erstrahlen zu lassen. Der Veranstaltungsort wird so zu einem lebendigen Zeugnis für die kulturelle Blüte unserer Stadt und für die gemeinsame Leidenschaft, die das Festival jedes Jahr aufs Neue belebt.

Wie würden Sie die Atmosphäre während der Aufführung im Stadttheater beschreiben? Gibt es spezifische Elemente oder Merkmale, die diese Erfahrung einzigartig machen? 

Diese Atmosphäre im Stadttheater während der Aufführungen der Solothurner Tanztage ist schlichtweg grossartig. Die historische Kulisse, gepaart mit moderner Kunst, verleiht jedem Moment eine besondere Magie. Die Symbiose von Tradition und Innovation schafft eine einladende Atmosphäre, die die Zuschauer*innen tief in die Performance eintauchen lässt. Erinnerungen an das erste Format im Jahr 2019 werden lebendig, und die Worte einer langjährigen Mitarbeiterin verdeutlichen, dass selbst für sie die erlebte Stimmung im Stadttheater Solothurn etwas ganz Besonderes war. Der Vibe war schlichtweg grossartig.

Welches Publikum wird durch diese Veranstaltung angezogen?

Die Zuschauerschaft spiegelt die Diversität wider, die im Bereich des Tanzes existiert. Diese breite Palette an Altersgruppen und tanzbegeisterten Menschen verleiht dem Stadttheater während der Solothurner Tanztage eine lebendige und pulsierende Atmosphäre. Genau diese Mischung aus unterschiedlichen Generationen und Tanzinteressen schafft eine einzigartige Dynamik, die die Veranstaltung für uns aber auch das Publikum besonders ansprechend macht.

Als Präsident der Solothurner Tanztage: Welche persönlichen Motivationen stehen hinter Ihrem Engagement für dieses Festival?

Mein gesamtes Leben habe ich dem Tanz gewidmet und die Entwicklung der urbanen Kultur in verschiedenen Phasen hautnah erlebt – insbesondere zu Zeiten, als diese Kultur häufig negativ von der Gesellschaft betrachtet wurde. Durch meine Teilnahme an verschiedenen Wettbewerben habe ich zahlreiche Erkenntnisse gewonnen und gesehen, dass vieles verbessert werden kann. Die Veranstaltungsformate sind keine genialen Einfälle eines langjährigen Event-Managers, sondern entspringen dem Leben und den Erfahrungen aktiver Tänzer*innen sowie progressiver Denker*innen, die sich dazu entschlossen haben, diese intensiven Projekte zu realisieren.
Aus diesem inneren Antrieb heraus entstanden die Festivals mit dem klaren Ziel, innovative Events zu konzipieren und umzusetzen. Als Veranstalter, Präsident und Festivalleiter trage ich eine grosse Verantwortung und habe die Möglichkeit, Veränderungen herbeizuführen. Seit der Durchführung der Festivals verfolgen wir die Vision, etwas zu schaffen, das aufklärt, Positives vermittelt und neue Massstäbe setzt. Das Motto der Solothurner Tanztage – «durch Tanz Brücken bauen» – gibt mir die Möglichkeit, mich voll und ganz zu entfalten. Dabei geht es nicht nur darum, Abläufe zu optimieren, sondern auch der Schweiz etwas zurückzugeben und neue Generationen auf ihrem tänzerischen Weg zu begleiten – nun nicht mehr als Lehrer, sondern als Veranstalter.
Mit über 57 durchgeführten Veranstaltungen in 5 Jahren konnte ich meine Vision vom Tanz vollständig realisieren und dabei Impulse setzen. Die Solothurner Tanztage markieren für mich nicht nur einen Höhepunkt, sondern vielmehr den Anfang für viele weitere aufregende Projekte!

Auf was darf sich das Publikum bei der nächsten Ausgabe freuen?

Die kommende Ausgabe verspricht wieder eine Vielzahl aufregender Vorführungen, wie es bei uns üblich ist. Wir arbeiten intensiv an neuen Veranstaltungsformaten und optimieren bewährte Programmpunkte. Gleichzeitig befinden wir uns seit über einem Jahr in der Produktion einer fesselnden Dokumentation über die urbane Tanzcommunity. Darüber hinaus bieten wir urbanen Theaterproduktionen neue Plattformen. Sowohl die Gesellschaft als auch wir selbst sind bereit für diese neue Herausforderung, und die Premiere dieser neuen Sparte wird natürlich bei der diesjährigen Ausgabe der Solothurner Tanztage im wunderschönen Stadttheater gefeiert.

Solothurner Tanztage

Die Solothurner Tanztage vereinen in ihrer Essenz drei fundamentale Sphären: Sport, Kultur und Ethik. Unser Ansatz war stets weit entfernt von der simplen Inszenierung eines Festivals. Vielmehr hegte und pflegte unsere Vision seit Anbeginn die Absicht, den Tanz als Instrument zur Verwirklichung einer vielschichtigen Palette von Projekten zu nutzen.

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